Ljubljana-Hafen
Sie werden sagen: »Hafen!? Aber wie? Ljubljana hat doch keinen Hafen!« Doch das stimmt nicht. Es ist wahr, dass sie ihn nicht mehr hat. Vor einiger Zeit hatte sie ihn, und er war alles andere als klein. Das Meer, es ist klar, gab es auch damals nicht in der Nähe, der See im Moor versiegte auch lange davor, deshalb musste man sich mit dem Fluss zufrieden geben. Der Fluss heißt Ljubljanica und der Hafen Zalog . Der Hafen befand sich fast an der gleichen Stelle wie die heutige Brücke über Ljubljanica in Zalog. Das ist ganz in der Nähe von unserem heutigen Ausgangspunkt, von wo aus unser Weg startet. Mehr zum Hafen steht nachfolgend (bei den Sehenswürdigkeiten), wir können etwas dazu auch auf der Informationstafel lesen . Davon ist heute fast nichts übrig geblieben, wie aber alles ablief, werden wir uns am besten auf dem Berg Kašeljski hrib anschauen, der heute unser Ziel ist. Also Füße in die Hände!
Ohne Husten auf den Berg
Kašeljski hrib (auf Deutsch Hustenberg) wird von der Stadt durch den Fluss Ljubljanica getrennet. Wenn wir auf ihn drauf steigen wollen, müssen wir den Fluss über eine der Brücken überqueren. In der Nähe von Zalog gibt es nur zwei, eine ist in Kašelj, auf der Straße in Richtung Sostro, und die andere ist genau in Zalog auf der Straße in Richtung Kresnice. Diese ist die geeignetste für die Verwirklichung unserer heutigen Idee, obwohl wir zum Ausgangspunkt auch über die andere Brücke gelangen könnten. Bis Zalog kann man mit dem Bus, Fahrrad oder Auto kommen. Im ersten Fall haben wir einen etwas weiteren Weg, und im zweiten und dritten können wir unser Fortbewegungsmittel auf dem kleinen Schotterparkplatz lassen , den wir auf der rechten Seite etwas weiter von der Brücke über Ljubljanica sehen, wenn wir in Richtung Kresnice gehen. Der Parkplatz ist für die Bedürfnisse der Spaziergänger und Wanderer bestimmt, den Radfahrern bietet er die Möglichkeit, ihre Fahrräder abzustellen, denn ab hier geht es mit dem Rad nicht mehr weiter.
Außer Ljubljanica wird Kašeljski hrib auch von der Stadt durch die Bahnstrecke Ljubljana – Zidani Most von der Stadt getrennt. Auch diese Strecke müssen wir irgendwie überqueren. Geradeaus über die Strecke ist es sehr gefährlich, wir haben jedoch Glück, dass gerade beim Parkplatz die Möglichkeit besteht, durch einen sicheren gewölbten Übergang auf die andere Seite zu gelangen. Dann ist es mit dem Spaß zu Ende. Der Weg geht sofort steil bergauf. Er ist ziemlich schlecht gekennzeichnet, doch ist er so abgetreten, dass es keinen Zweifel daran gibt, wohin wir gehen müssen. Die Regel ist klar: geradeaus steilaufwärts. Wenn wir einen Querweg nehmen, ist das kein Problem. Noch vor dem Gipfel des Kamms wird er uns zurück zum richtigen Weg führen , denn am Ende führen sie alle zu einem Punkt. Der Weg führt zuerst über einen Holzabfuhrweg, später verbeißt er sich geradeaus in den Hang, wo er im Zickzack zwischen Bäumen und Wurzeln verläuft. Adieu, Kašelj! Der Mischwald verbirgt die Aussicht auf die ausgedehnte Siedlung auf dem Ritt am linken Ufer der Ljubljanica, den man so nennt. Adieu auch an Husten! Der Steilhang versichert uns eine gründliche Lungenbelüftung.
Ausblicke und Aussichten
In Richtung Gipfel bekommen wir das Gefühl, dass sich der Wald etwas verringert, jedoch ist die Aussicht nicht lobenswert. Noch ein wenig Geduld, dann wird sich auch der Steilhang »verringern«. Wir sind am Kamm angelangt, wo uns eine Raststätte erwartet . Von dort gehen wir in Richtung Debni vrh. Der angenehme Kammweg führt uns anfangs ohne größere Höhenunterschiede in die Nähe des Gipfels, und danach steil aufwärts auf den Gipfel. Dazwischen stoßen wir auf ein interessantes Zeichen im hohlen Baumstamm . Wer weiß, wieso er von einem Volkskünstler genau dort aufgestellt wurde. Endlich gelangen wir zum höchsten Punkt von Kašeljski hrib (530 m). Es kommen noch einige Meter hinzu, da wir noch auf den Holzaussichtsturm klettern, der gerade so hoch ist, dass man über die Baumkronen hinauf sehen kann. Ljubljana liegt wie auf der Hand vor uns. Bei schönem Wetter reicht die Aussicht südlich, westlich und nördlich über das Ljubljana-Tal hinaus. Man kann die Berge Krim, Nanos, Ratitovec, Triglav, Storžič, Grintavec und Šmarna gora sehen. Besonders schön ist es bei Sonnenuntergang und nachts . Der Aussichtsturm ist mit einem Dach bedeckt, der bei schlechtem Wetter Schutz bietet, es wird jedoch wegen Möglichkeit eines Blitzeinschlags abgeraten, den Turm bei schlechtem Wetter zu benutzen. Auf dem Felsen unter dem Turm steht eine Metallplatte mit gekennzeichneten Richtungen zu näheren und fernen Gipfeln, die von hier aus sichtbar sind. Schade, dass die Platte nicht auf dem Turm steht, denn dort würde sie uns mehr nützen.
Burg auf Ostri vrh
Es nimmt einige Zeit in Anspruch, um die Aussicht auf dem Turm zu genießen - vor allem, wenn wir zum ersten Mal hier sind. Danach setzten wir unseren Weg über auf dem Kamm in Richtung Osten fort . Nach weniger als 50 m suchen wir den Weg, der sich links nach unten abzweigt. Über diesen Weg gelangen wir unter den Gipfel, fast zur gleichen Stelle, von wo wir aufstiegen. Der breite Weg führt uns nach etwa 10 min (circa 500 m) zum schmaleren, doch abgetretenen Weg, der sich nach rechts in Richtung Stari grad abzweigt. Wir steigen zur linken Ostseite der Bergkamm von Kašeljski hrib ab, der für ihr Unterholz, bestehend vor allem aus Heidelbeeren, bekannt ist. Der Standort tut ihnen ausnehmend gut. Das Gebüsch ist kniehoch oder höher, einige Pflanzen haben sogar einen fingerdicken Holzstängel. Natürlich gibt es auch viele Früchte, und man muss sich nicht einmal allzu sehr bücken, um sie zu pflücken. Wir folgen dem Weg und pflücken hier und da eine Heidelbeere, als wir auf einmal vor uns einen Rastplatz (zwei Bänke und ein Tisch) und etwas weiter eine große Steinplatte mit einem Loch in der Mitte erblicken. Was könnte das bloß sein, so hoch auf dem Berg? Hm, es ähnelt einem Mühlstein. Ja, sie haben´s erraten! Es ist ein Mühlenstein, der an dieser Stelle die Erinnerung an weit vergangene Tage symbolisiert, als in der Nähe ein Steinbruch tätig war, wo Mühlenwerkzeug hergestellt wurde. Und überhaupt hat Kašeljski hrib eine reiche Geschichte, und gerade nähern wir uns dem Ort, der am meisten dazu beigetragen hat: Stari grad (Alte Burg) auf Ostri vrh. Eine Legende aus Prosawerken, Gedichten und Märchen. Sie wird auch in Prešerens Rosamunde von Auersperg erwähnt. Ein kurzer, aber steiler Weg führt uns direkt zu ihren Ruinen. Es sind noch einige Wände des Hauptturms erhalten, alles andere wurde schon längst niedergerissen. Wir steigen den gleichen Weg herab, dann gehen wir beim erwähnten Mühlenstein nach rechts auf einen breiteren Weg in Richtung Westen. Nach weniger als 100 m kommen wir zur Kreuzung, wo die Waldstraße rechts herab zum Tal (der Weg ist gekennzeichnet) führt. Er verläuft unter der Burg, wo es auf der Oberfläche viele Steine, die an eine Eismoräne erinnern, gibt. Es kann sein, dass die Steine von den Burgruinen stammen. Die meisten sind Quarzkonglomerat; ein Gestein, das vor allem für den Bau (und besonders gute Stücke auch für Mühlsteine) benutzt wurde. Vorbei an einigen größeren und ungewöhnlichen Felsenformen gehen wir zum Tal weiter, und benutzen den Weg links dem Wiesenrand entlang . Dieser lenkt uns in Richtung der ehemaligen Fabrik Arbo und der Siedlung Podgrad.
Podgrad hoch zwei
Noch bevor wir nach Podgrad kommen, finden wir uns auf einer Wendestelle . Wenn wir geradeaus gegangen wären, kämen wir direkt nach Podgrad. Davor würden wir eine Speiseleitung überqueren, die aus der Besnica Wasser dem Kraftwerk Arbo zuleitet. Einst stand am Kraftwerk eine Fichtenallee, doch wurden die Bäume vom Borkenkäfer vernichtet. Nur so nebenbei: die Fabrik, heute unter dem Namen Arbo bekannt, wurde 1854 als Aktiengesellschaft gegründet. Der Haupteigentümer war Graf Attems. In der Fabrik wurden Brennspiritus, verschiedene technische Öle und Firnis produziert. Später entwickelte sich daraus die Chemiefabrik Kansky, nach dem Zweiten Weltkrieg die chemische Industrie Arbo. In ihrer Anfangszeit war die Fabrik technologisch sehr fortgeschritten, denn ihr Laufwerk wurde von der Wasserkraft der Besnica bedient, und vor dem Ersten Weltkrieg hatte sie schon ihr eigenes Wasserkraftwerk. Die Fabrik lief bis 2001, als sie Konkurs anmeldete, vor allem wegen verlorener Märkte im ehemaligen Jugoslawien. Wer Interesse am heutigen Aussehen der Fabrik hat, kann über die untere Straße bis zum Asphalt und durch die Enge bei dem Kraftwerk gehen und auf den Hof schauen . Hier beginnt die Siedlung Podgrad (auf Deutsch unter der Burg), bei der wir uns einig sind, dass sie sich seinen Namen verdient – denn sie steht buchstäblich unter zwei Burgen. Übersetzt könnte man sie auch Unter-unter-Burg oder einfach Podgrad hoch zwei nennen.
Residenz
Diejenigen, die sich mehr für Kultur interessieren und auch diejenigen, denen der heutige Spaziergang Grund genug ist, werden sich nicht die verlassene Fabrik anschauen; sondern sie werden an der Wendestelle den Waldweg suchen und einige Minuten den Berg hinauf in Richtung der neuen Burg Osterberg gehen. Von den Einheimischen wird er nur »Grad«, also Burg genannt, so wird er von Stari grad, also der alten Burg, die wir zuvor besucht haben, unterschieden. Bei der Burg angelangt, sehen wir, dass der Name in diesem Fall übertrieben war. Vielleicht war das Gebäude einst wirklich eine Burg, so wie es aber heute vor uns steht , erinnert es eher an eine Landvilla, als eine Residenz von Adeligen. Das Gebäude ist nicht mal alt, denn es ist aus dem 18.Jh., obwohl es auf Grundsteinen eines älteren Gebäudes aufgestellt wurde. Die Burg ist auch unter den Namen »Rdeči grad«, »Povšetov grad« und »Vila Kansky« bekannt. Jeder der Namen hat einen historischen Hintergrund, jedoch ist keiner von ihnen mehr passend. Vor mehreren Jahrhunderten stand hier die Burg Osterberg, doch seine Bewohner verließen sie und zogen ins Tal. Die Burg verfiel, bis der Adelige Erberg auf seinen Ruinen eine kleinere Sommervilla aufstellte. Dabei verwendete er für seine Wand eine alte Burgwand. Später wurde neben der Villa noch eine Art Verwaltungshäuschen aufgestellt . Das Anwesen wechselte mehrmals seine Besitzer, die es nach eigenem Geschmack umwandelten. Zu den wichtigeren gehörten Franc Povše (Landesabgeordneter) sowie das Ehepaar Kansky. Daher auch die Volksnamen »Povšetov grad« und »Villa Kansky«. Der dritte Name »Rdeči grad« (rote Burg) stammt aus Erbergs Zeiten, denn die Hausfassade war rot. Die Villa war auch klein, weshalb die Familie Kansky sie in den 30er Jahren des 20. Jh. von Grund auf renovierte. Um etwa einen Grundriss und um zwei Stockwerke wurde so das Anwesen vergrößert. Auch die Kanskys erhielten ähnlich wie Erberg den Teil der ursprünglichen Wand, indem sie die Villa auf der Nordseite ausbauten, wobei das abgerissene Teil noch heute aus der Nordfassade heraus ragt. Die Villa ist bewohnt, doch macht keinen gastfreundlichen Eindruck. Auf der Informationstafel steht sogar, dass der Zutritt verboten ist.
Rückspaziergang
Obwohl die Burg eine schöne Lage hat, ist »Grad« alles andere als aussichtsreich, da sie von hohen Bäumen umgeben ist. Trotzdem ergattert man zwischen den Ästen einen Ausblick auf den Zusammenfluss und das Ljubljana-Tal. Genauso ist auch unser Rückweg, für den wir uns nach der Burgbesichtigung entscheiden. Es steht uns nur eine Route zur Verfügung, und zwar der Weg, der in Richtung Debni vrh führt. Man könnte ihn auch als Straße bezeichnen , da er schön in Ordnung gehalten wird, aber etwas schmal für den heutigen Verkehr ist. Das ist uns ganz recht, deshalb gelangen wir schnell zu dem uns schon bekannten Rastplatz am Anfang unseres Wegs. Sollten wir zweifeln, können wir auch den Weg auf der rechten Seite nehmen, obwohl der linke breiter ist. Vom Rastplatz aus gehen wir den selben Weg steil abwärts, über den wir auch hinauf gekommen sind. Hier brauchen wir den Holzabfuhrweg nicht zu benutzen, sondern können wir uns die Abkürzung geradeaus nach unten erlauben. Natürlich ist dieser Weg etwas steiler, dafür aber kürzer. Wir sollten uns an den Baumstämmen und Ästen festhalten, damit wir nicht abrutschen. Sobald wir die Bahnstrecke und ein Häuschen nebenan erblicken, biegen wir nach links und schließen uns dem Weg, der unter der Unterführung zum Start-Parkplatz führt, an.
Wir hatten einen angenehmen Nachmittag an Ortserkundungen mit außerordentlich interessanter Vergangenheit. Es war weder zu weit, noch war es anstrengend. Wenn wir wiederkehren, werden wir uns für den Weg Osterberg entscheiden, der über die gleichen Orte, aber um einiges anders, verläuft. Oder wir wechseln die Richtung, und nehmen uns als Ausgangspunkt die oben erwähnteWaldwendestelle hinter der Fabrik Arbo, wo wir den steilen Westhängen des Kašeljski hrib ausweichen können.