Pole Position
Die Aufwärmrunde ist hinter uns. Wir sind nun auf der Start-Ziel-Gerade in Vižmarje bei der Wendestelle der Buslinie Nr. 1 und warten auf das Startzeichen. Wie gewohnt ist das dann, wenn die roten Lichter ausgehen. Wir beobachten also die Ampel und wenn die roten Lichter ausgehen (und die grünen angehen) fahren wir auf den Radweg an der Celovška cesta. Wir schalten in einen höheren Gang und düsen an der OMV-Tankstelle vorbei und unter dem Autobahnanschluss in Richtung der Stadt. Die nächste Ampel möchte uns aufhalten, aber wir schenken ihr keine Beachtung und biegen nach rechts auf die Straße Šentviška ulica ab. Ab hier gibt es keine Ampeln mehr, obwohl wir am Ende dieser Straße einer sehr nahe kommen. Um ihr auszuweichen, biegen wir lieber auf die Podgorska cesta ab und folgen dieser bis zur Cesta Andreja Bitenca, auf der wir über die Autobahn und durch die Siedlung düsen. Dort, wo die Steigung anfängt, steht rechts im Wald ein Wegweiser zum Ort Brezarjevo brezno . Nicht weit entfernt liegt die Kreuzung mit der Podutiška cesta. Dort biegen wir nach rechts ab und fahren bergauf am Steinbruch vorbei zur nächsten Kreuzung in Preval, wo wir erneut nach rechts in Richtung Toško čelo abbiegen.
Die Schikane
Der Weg ist anfangs flach, doch hinter dem Denkmal beginnt eine solide steile Steigung. Wir treten kräftig in die Pedale – der Motor gibt alles von sich, aber das Tempo sinkt trotzdem. Das ist aber noch nicht alles. Als zusätzliche Schikane dienen steile Serpentinen, die das Überholen unmöglich machen. Am Ende der Schikanen wird die Straße etwas flacher, gerade so viel, dass man umschalten muss. Etwas erschöpft kommen wir zum Gipfel Toško Čelo , wo es uns scheint, als würden und Zuschauer von den Tribünen begrüßen. Natürlich sind es nur Wanderer, die eine Pause machen und nun Tee oder Bier trinken und neugierig oder sogar schadenfroh beobachten, wie wir Flüssigkeit in Form von Schweiß verlieren. Weil die Straße sehr schmal ist, senken wir das Tempo und fahren um den Schutzwall herum und zum Ende der Siedlung, wo uns eine Schotterstraße erwartet. Der Asphalt war glatt, aber anstrengend. Doch die Schotterstraße sieht vielversprechend aus.
Intermediate
Noch bevor die Asphaltstraße endet, schalten wir einen Gang höher, um das leichte Gefälle auszunutzen und in Schwung zu kommen. Die Geschwindigkeit hilft uns auch bei der Steigung, die nachfolgt. Wir treten so stark in die Pedale, dass wir fast keine Zeit haben, uns die wunderschöne Natur anzusehen, die uns umgibt und die mit Recht den Namen Landschaftspark Polhograjski Dolomiti trägt. Wir kämpfen praktisch mit uns selber. Die schnelle Fahrt bergab ist einerseits gut und andererseits auch nicht. Gut, da wir Schwung bekommen, und schlecht, weil das Rad schwerer zu kontrollieren ist. Auf dem Schotter kann es schnell zu einem Unglück kommen und das plötzliche Bremsen bei unvorhergesehenen Hindernissen ist natürlich auch gefährlich. Zweifelsfrei ist eine mittlere Geschwindigkeit die beste Wahl, aber diese variiert von Radfahrer zu Radfahrer. Deswegen ist es eine wahre Kunst, diese zu bestimmen. Aber bisher ist alles gut gelaufen. Wir überholen wie Formel 1 Faher. Die kurzen, steilen Steigungen meistern wir mit der kinetischen Energie, die wir mit der Abfahrt bekommen haben. Vor offenen Kurven senken wir das Tempo und fahren glatt durch, geschlossene Kurven sind allerdings eine ganz andere Geschichte. Trotzdem versuchen wir auf der rechten Straßenseite zu bleiben. Bis wir zu Kamm kommen, ist der Motor vollkommen aufgewärmt. Gut, dass es auf der anderen Seite bergab geht, obwohl wir dort vorsichtiger fahren müssen. Das Gefälle ermöglicht eine sehr große Geschwindigkeit, die auf dem Schotter allerdings gefährlich sein kann. Die Kurven sind fließend und nicht zu schottrig, aber das Hinterrad rutsch trotzdem ab. Am Ende des Kammes fahren wir über eine Wiese, von der wir einen wunderschönen Ausblick auf den Berg Katarina haben . Bei den ersten Häusern in Topol kommen wir erneut auf eine Asphaltstraße. Wir haben wieder einen besseren Kontakt mit dem Untergrund, das Fahren geht jedoch wegen der Steigung wieder etwas schwerer. Die 7 km lange Steigung hat ihre Folgen hinterlassen. Schon etwas erschöpft kommen wir auf den Gipfel, wo wir Energie tanken und die Reifen überprüfen.
Pit-Stop
Es stehen uns eine ganze Reihe von „Boxen" (auf gut Deutsch: Gasthäuser) zur Auswahl. Drei befinden sich rechts von der Kreuzung (sehr steile Steigung) und eine links (ohne Steigung). Wir nehmen die „Box", die frei ist. Das Personal ist schon bereit und wartet, dass es uns ein Getränk und Kraftstoff servieren darf. Wir überprüfen auch die Bremsen – diese werden in der Folge unsere Hauptwaffe sein. Nicht, dass es ohne sie nicht noch schneller ginge – das schon, aber schnell kann schnell zu schnell sein. Während wir auf das Zeichen warten, dass wir losfahren dürfen (auch „Rechnung" genannt), schauen wir uns die wunderschöne Umgebung an. Von hier aus sehen wir den Großteil der Berglandschaft Polhograjsko hribovje, insbesondere interessant ist der Ausblick am Abend, wenn am orangefarbenen Himmel die Abrisse von Grmada und Tošča zu sehen sind . Kurz vor der Weiterfahrt überprüfen wir noch einmal unsere Helme und verlassen die „Box".
Die Schikane Brezovica
Dann düsen wir bergab an der Grundschule vorbei in Richtung: Medvode. Gleich hinter der Schule ist die Straße flach und wir können Gas geben. Aber Vorsicht! Es folgt die Schikane Brezovica, wo wir rechtzeitig bremsen müssen, um nicht von der Straße zu fliegen. Die Schikane umfasst eine scharfe, 180-gradige, Linkskurve Brezovica, wo sich gerne Schotter ansammelt (Vorsicht beim Bremsen!), eine 180-gradige Rechtskurve, die eine etwas höhere Geschwindigkeit erlaubt und noch eine 90-gradige Linkskurve. Nach dieser Schikanen-Kombination gibt es keine schlimmeren Kurven mehr.
Knapovže
Eine gepflegte Asphaltstraße führt uns ins Tal. Ohne in die Pedale treten zu müssen, düsen wir wie auf einer Achterbahn hinunter. Die Beine können sich ausruhen, dafür müssen umso mehr die Bremsen leiden. Wir kommen nach Trnovec, deren Teil Knapovže - eine ehemalige Bergmannsiedlung - ist. Hier wurde einst Blei und später auch Silber und Quecksilber gefördert. Wir sind gerade an den Eingängen in die unterirdischen Stollen vorbeigefahren , die schwer zu bemerken sind. In Knapovže befanden sich einst eine Separation und eine Zerkleinerungsanlage für Erz sowie eine Schmelzhütte und eine Bergmannsiedlung. Zur größten Blütezeit des Bergwerks, vor etwa 500 Jahren, sollen hier 300 Bergleute gearbeitet haben. Ein willkommenes Publikum für unser Unterfangen.
Flachland
Hinter der Siedlung Trnovec erwartet uns ein längerer Abschnitt einer ziemlich geraden Straße, die leicht bergab geht, durch das Tal der Ločnica . Wir schalten in den höchsten Gang und bringen den Motor auf Höchsttouren. Hier kann man sehr hohe Geschwindigkeiten erreichen und es gibt genügend Gelegenheiten zum Überholen. Aber wir müssen sehr konzentriert sein, um bei einem eventuellen plötzlichen Hindernis, schnell und richtig reagieren zu können. Schon etwas außer Puste, fahren wir durch eine kleine Siedlung an der Straße, die uns sagt, dass unsere Raserei bald vorbei ist. Gute 500 m weiter beginnt tatsächlich das Dorf Sora, wo wir langsamer und vorsichtiger fahren müssen. Bei der Kreuzung mit der Hauptstraße biegen wir nach rechts ab und können dann wir wieder schneller fahren. Am Schloss Goričane vorbei und durch Vaše kommen wir nach Medvode, wo uns eine kurze Abfahrt in Preska dazu verleitet, die Geschwindigkeit wieder zu erhöhen, aber wir übertreiben besser nicht, da sich vor uns Fahrbahnschwellen erheben. Der Pfad entlang der Bahnstrecke ist optimal und hier kann man schnell fahren. Erst bei der Kurve beim einsamen Haus müssen wir Acht geben, um nicht die linke Abzweigung zu verpassen, die uns über eine Brücke und einer Doppelkurve am Hügel endlich zum Hotel Medno führt.
Kleine Parabel
Auf der Anhöhe fahren wir am Hotel Medno vorbei und nach einem kürzeren flachen Abschnitt auf eine trügerische Rechtskurve. Das Überholen an dieser Stelle ist gefährlich. Die Straße lädt geradezu dazu ein, einfach geradeaus bergab zu fahren. Aber diese Richtung ist falsch. Der richtige Weg führt nach rechts, auf eine schmale Straße in Richtung der Siedlung Medno. Das Abbiegen im letzten Moment ist keine gute Idee, da die Kurve nach außen hängt. Falls wir die Abzweigung verpassen, landen wir auf der stark befahrenen Hauptstraße Ljubljana-Medvode. Dies kann eine selbstmörderische Aktion sein, also lassen wir es lieber sein! In der Folge wird die Straße noch schmaler und bleibt so bis zum Ziel. Auch der Straßenbelag ist schlechter, deswegen müssen wir langsamer fahren. Dass wir nicht zu schnell fahren, stellen auch die Straßenschwellen sicher, über die wir vorsichtig fahren. In Stanežiče fahren wir geradeaus in Richtung der Sandgrube und biegen danach direkt nach rechts in Richtung der Kirche des hl. Jakob ab, auf einen sehr schmalen Weg, der durch Blumentöpfe noch zusätzlich verschmälert wird. Den gewonnen Vorsprung verlieren wir hier schnell. Direkt nach der Kirche endet der schmale Abschnitt und wir fahren auf der (zu) breiter Straße in Richtung Gunclje (wir biegen nach links ab). Jetzt können wir wieder im höchsten Gang davon düsen.
Die Tribunen am Sportplatz Oval
Die Straße dreht sich in Richtung Norden und wir fahren mit voller Geschwindigkeit an Tribunen vorbei. Sie sind eigentlich nicht für uns gedacht, sondern für die Zuschauer auf dem Sportplatz Oval , aber wir können uns vorstellen, wie es wäre, wenn sie zur Straße gedreht und voller Zuschauer wären. Wir winken ihnen im Vorbeifahren zu. Hinter den Tribunen folgt zuerst eine Rechtskurve und kurz danach noch eine. Dann kommen wir nach Gunclje. Hier erwartet uns noch ein Hindernis in Form einer kleinen Kapelle in der Mitte der Kreuzung. Niemand weiß, ob man rechts oder links an ihr vorbeifahren soll, aber unser Gefühl sagt uns, dass rechts die richtigere Entscheidung ist – ähnlich wie bei einem Kreisverkehr. Das Linksüberholen ist bei der Kapelle also verboten und wenn es trotzdem dazu kommt, kann dies als Grund für eine Disqualifikation dienen.
Die Zielgerade
Was uns bis jetzt nicht gelungen ist, können wir auf den letzten 600 m der Route durch Gunclje nachholen. Wir geben also kräftig Gas, aber die Fahrbahnschwellen halten uns davon ab, zu übertreiben. Ungeachtet dessen, ob wir geradewegs über sie fahren oder sie am Rand umfahren, können wir nicht wirklich schnell fahren, ohne dabei einen kräftigen Rucker in das Hinterteil oder einen Zusammenstoß mit dem Straßenrand zu riskieren. Auf kürzeren Abschnitten zwischen den Fahrbahnschwellen kann man natürlich überholen. Am Ende dieses geraden Abschnittes überfahren wir die Ziellinie. Das ist kurz vor der Kreuzung, nur einige Meter vom Start entfernt. Bis dorthin müssen wir natürlich langsam und vorsichtig fahren.
Das Formel 1 Rennen ist vorbei. Wir haben etwas mehr als 29 km zurückgelegt. Wie war unsere Zeit? Gute Freizeitsportler brauchen für diese Route etwa eine Stunde und zehn Minuten, durchschnittliche Radfahrer bewältigen sie in 1 Stunde und 30 oder 45 Minuten und die Zeit, die wir anstreben, liegt bei unter einer Stunde. Haben Sie sie erreicht? Nein? Wahrscheinlich ist noch etwas Training und eine bessere Kenntnis der Strecke vonnöten. Für alle anderen, die lieber genießen statt zu leiden, und denen die Zeit nicht so viel bedeutet, haben wir die Beschreibungen der Sehenswürdigkeiten und des touristischen Angebots entlang des Weges zusammengestellt. Das nimmt natürlich mehr Zeit in Anspruch.